Für Anbieter von medizinischem Cannabis könnte es in Kürze ernst werden: In der kommenden Woche befasst sich das Bundeskabinett mit einem Gesetzesentwurf von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU), der ein Verbot des Cannabisversands vorsieht. Sollte dieser Schritt Realität werden, stünde für spezialisierte Plattformen wie Bloomwell viel auf dem Spiel. Ihr Hauptargument in der Debatte: Apotheken vor Ort könnten die Versorgung von Patientinnen und Patienten nicht in ausreichendem Umfang übernehmen.

Der Markt für medizinische Cannabisblüten wird derzeit stark von einigen spezialisierten Versandapotheken getragen. Zwar engagieren sich auch einzelne stationäre Apotheken, doch viele haben kaum oder gar keine Erfahrung mit Cannabis. Das liegt nicht nur an den komplizierten Prozessen, sondern auch an der Dynamik des Angebots: Patientinnen und Patienten benötigen oft individuelle Sorten oder möchten neue Blüten ausprobieren. Das erfordert flexible Lagerhaltung und ein Sortiment, das kleinere Apotheken in der Regel nicht stemmen können.

„Cannabis ist kein Standardmedikament wie Ibuprofen. Die logistischen Herausforderungen sind komplex, und bei wenigen Verordnungen pro Monat ist der Aufwand für viele Apotheken schlicht zu hoch“, erklärt Bloomwell-CEO Dr. Julian Wichmann.

Ergebnisse einer Umfrage unter Apotheken

Um die Situation zu verdeutlichen, hat Bloomwell Apotheken und PTA direkt befragt. Die Resultate zeigen deutliche Lücken:

  • Lagerbestände: 74 Prozent der Apotheken haben keine Cannabisblüten vorrätig, nur 2,7 Prozent führen mehr als 50 Sorten. Bloomwell folgert: Ohne Versandhandel sei eine flächendeckende Versorgung in Deutschland kaum realistisch. Einzelbestellungen über Großhändler seien ineffizient und langwierig.
  • Preistransparenz: Nur 5,2 Prozent der Apotheken lagern Blüten, die überwiegend unter dem Durchschnittspreis von 7,50 Euro pro Gramm liegen. 59 Prozent machten keine Angaben zu ihren Preisen. Laut Bloomwell drohen insbesondere Privatpatientinnen und -patienten deutliche Preissteigerungen, wenn ausschließlich stationäre Apotheken versorgen.
  • Abgabeerfahrungen: 29,6 Prozent der Befragten gaben an, noch nie Cannabisblüten abgegeben zu haben. Lediglich 7,6 Prozent berichten von einem positiven Effekt auf ihr Geschäft, während fast 30 Prozent keinerlei Erfahrung vorweisen. Nur ein kleiner Anteil (8,4 Prozent) setzt auf Telemedizin, bei denen mehr als die Hälfte der Rezepte auf diesem Weg zustande kommt.

Spezialisierte Anbieter stemmen die Hauptlast

Einige wenige Apotheken haben sich dagegen auf Cannabis spezialisiert. Sie haben Prozesse digitalisiert, zusätzliches Personal eingestellt und kooperieren eng mit telemedizinischen Plattformen. Diese Gruppe trägt inzwischen den größten Teil der Versorgung. Eine frühere Analyse von Bloomwell ergab, dass rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten in Deutschland mehr als zehn Kilometer bis zur nächsten spezialisierten Apotheke zurücklegen muss.

Kritik an Widerstand gegen digitale Modelle

Bloomwell-Mitgründer Niklas Kouparanis kritisiert in diesem Zusammenhang die Apothekerkammer Nordrhein, die juristisch gegen Cannabis-Telemedizin-Plattformen vorgeht:
„Wenn man die Realität betrachtet, wirkt dieser Widerstand wie ein Festhalten an einem überholten, rein stationären System. Damit gefährdet man die Versorgung, belastet das Gesundheitssystem und handelt sogar gegen die Interessen jener Apotheken, die in moderne Strukturen investiert haben. Wir müssen uns fragen, ob wir ein zukunftsfähiges, digitales System wollen, das die Patientinnen und Patienten ins Zentrum stellt.“

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