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Medizinisches Cannabis gehört zu einem der umstrittenen Mittel in der modernen Medizin. Es wird unter anderem verschrieben, um Schmerzen zu lindern, gegen Schlaflosigkeit zu helfen und für Entspannung zu sorgen. Doch wann ist Cannabis eigentlich als Medizinal-Cannabis einzustufen, was musst Du tun, um Cannabis auf Rezept zu erhalten und mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen? Wir gehen in diesem Beitrag darauf ein.

Das Wichtigste in Kürze

Medizinisches Cannabis enthält Wirkstoffe wie
THC (berauschend, entspannend)
CBD (entzündungshemmend, schmerzlindernd)

⚕️ Wird nicht heilend, sondern zur Symptomlinderung eingesetzt.

✅ Indikationen

📌 z. B.
🎗️ Krebs
🦠 AIDS
⚡ Epilepsie
🧠 Multiple Sklerose
😔 Depressionen
🩹 chronische Schmerzen

❌ Kontraindikationen

📌 z. B.
🌀 Psychosen
🧩 Schizophrenie
🤰 Schwangerschaft
🤱 Stillzeit

📄 Ärztlich verschreibungspflichtig auf Betäubungsmittelrezept

💶 Kostenübernahme durch Krankenkasse möglich – bei fehlenden Therapiealternativen und nach Antragstellung

💧 Einnahmeformen

🥄 Oral (z. B. Öl, Tropfen)
🍑 Rektal (Zäpfchen)
💨 Inhalation (Vaporizer)
🌸 Vaginal (selten, Zäpfchen)

🌿 Wirkung & Sorten

🌞 Sativa: anregend, aktivierend
🌙 Indica: beruhigend, entspannend
⚖️ Hybrid: Kombination aus beidem

📋 Beispielsorten
Granddaddy Purple (beruhigend)
Charlotte’s Web (CBD-reich, bei Epilepsie)

⚠️ Mögliche Nebenwirkungen

🤢 Schwindel
😮‍💨 Mundtrockenheit
😴 Müdigkeit
😰 Angst/Panik (v. a. bei THC)

Wichtig: langsam einschleichen, ärztliche Begleitung nötig

Definition: Was ist medizinisches Cannabis? 

Cannabis hat eine lange Tradition als Rauschmittel. Abhängig von der Art der Pflanze und ihrer Aufzucht, gibt es unterschiedliche Aromen. Auch der Gehalt von THC und CBD unterscheidet sich. Die Auswirkungen auf das Nervensystem eines Menschen sind abhängig von der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. 

Erst seit dem Jahr 2017 wird Cannabis auch in der Medizin in Deutschland eingesetzt. Das sogenannte Medizinal-Cannabis wird auf Rezept ausgegeben und unter anderem für die Behandlung von Schmerzen eingesetzt. In erster Linie wird Cannabis mit einem hohen Anteil an Tetrahydrocannabinol (THC) für die medizinische Nutzung verwendet, aber auch Ausführungen mit Cannabidiol (CBD) werden verwendet. 

Beide Inhaltsstoffe haben möglicherweise einen Einfluss auf das Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers. Es wird davon ausgegangen, dass Hanf dadurch eine Hilfe gegen Entzündungen, in der Behandlung von Schmerzen und auch bei Spastiken sein kann. Es wird nicht im Rahmen der Heilung eingesetzt, sondern vor allem zur Linderung von Auswirkungen bestimmter Erkrankungen. 

Die historische Entwicklung von Cannabis im medizinischen Bereich 

Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Cannabis in Deutschland erst seit 2017 im medizinischen Bereich eingesetzt wird. Die historische Entwicklung geht jedoch deutlich weiter zurück. 

Hanf kommt, gerade in anderen Ländern, schon seit mehr als 2.000 Jahren zum Einsatz, um Erkrankungen zu behandeln. Im 19. Jahrhundert haben auch die westlichen Länder die Vorteile von Cannabis bei Erkrankungen für sich entdeckt und begonnen, Hanf zu nutzen. Allerdings kam es im 20. Jahrhundert dazu, dass der Einsatz von Cannabis verboten wurde. Erst im letzten halben Jahrhundert kam es hier zu Veränderungen und medizinisches Cannabis rückte wieder in den Fokus des Interesses. 

Medizinisches Cannabis in Deutschland

Ein interessanter Aspekt ist der Blick auf die rechtliche Lage in Deutschland. Sowohl der Anbau als auch die Ernte von Cannabis zur medizinischen Nutzung sind streng reglementiert. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Produkt eine hohe Qualität vorweist. Der Bereich unterliegt dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dem BfArM. 

Am 10. März 2017 wurde ein neues Gesetz* verabschiedet, das sich mit „Cannabis als Medizin“ beschäftigt. Das Ziel dieses Gesetzes war und ist es, schwerkranken Menschen eine bestmögliche Versorgung gewährleisten zu können, bei der auch Cannabis zum Einsatz kommen darf. 

Durch das Gesetz ist es möglich, dass Ärzte Cannabis auf Rezept verschreiben können. Dafür müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen erfolgt dann, wenn es keine Alternativen zur Behandlung mit Cannabis gibt. 

Die Einsatzbereiche für medizinisches Cannabis

Cannabis auf Rezept wird nur verordnet, wenn die passende medizinische Indikation vorliegt. Verschrieben wird es als ergänzende Therapie zum Beispiel bei den folgenden Erkrankungen: 

  • Krebserkrankungen
  • AIDS
  • Chronische Schmerzen
  • Angststörungen
  • Depressionen
  • Epilepsie
  • Multiple Sklerose
  • Migräne 

Bei diesen Erkrankungen leiden Betroffene häufig unter mentalen Problemen, Schlafstörungen und starken Schmerzen. Durch den Einsatz von medizinischem Cannabis sollen diese Symptome gelindert werden. 

Wichtig: Die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis wird immer wieder in Studien* geprüft. Im Rahmen dieser Forschungen hat sich gezeigt, dass die Auswirkung von Cannabis auf das Nervensystem durchaus eine Linderung bei bestimmten Symptomen mit sich bringen kann. Ein Medikament mit Cannabis wurde bereits 2011 gesetzlich zugelassen. Dennoch wird weiter geforscht und das ist auch wichtig. 

Kontraindikationen für den Einsatz von medizinischem Cannabis

Nicht immer ist der Einsatz von Cannabis als Medikament sinnvoll. Es gibt Erkrankungen, die als eine deutliche Kontraindikation gelten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn bei einem Patienten oder einer Patientin bereits eine Psychose aufgetreten oder eine Schizophrenie bekannt, sollte Cannabis nicht eingesetzt werden. 

Ebenfalls nicht verwendet wird es bei einer bestehenden Schwangerschaft oder in der Stillzeit. Durch die Konsultation eines Arztes oder einer Ärztin werden Kontraindikationen ausgeschlossen. 

Die Wirkungsweise bei medizinischem Cannabis

Das Cannabinoidsystem des Menschen ist Teil des Nervensystems und hat einen Einfluss auf den Appetit, Schlaf sowie auf Schmerz und das Wohlbefinden. In Cannabis sind Stoffe enthalten, THC und CBD, die mit dem Cannabinoid-System interagieren können und damit einen Einfluss auf das Nervensystem haben. 

THC wird an dieser Stelle eine berauschende sowie eine entspannende Wirkung nachgesagt. Bei CBD wird davon ausgegangen, dass es entzündungshemmend und schmerzlösend wirken kann. 

Cannabidiol sowie Tetrahydrocannabinol sorgen dafür, dass medizinisches Cannabis die gewünschten Effekte auf den Körper haben kann. Die beiden genannten sind die bekanntesten Cannabinoide, über die auch die meisten Informationen bekannt sind. Tatsächlich gibt es jedoch deutlich mehr Cannabinoide, die möglicherweise therapeutische Eigenschaften haben könnten. Hier werden bereits Forschungen betrieben, diese sind aber noch nicht weit fortgeschritten. 

Derzeit stehen rund 700 unterschiedliche Arten von medizinischem Cannabis zur Verfügung. Dabei wird vor allem zwischen drei Fokus-Varianten unterschieden: 

  1. Die Variante Sativa
    Bei Sativa handelt es sich um eine Ausführung, der eine energetisierende Wirkung zugesprochen wird. Zudem soll sie einen anregenden Effekt mitbringen.

  2. Die Variante Indica
    Die zweite Option ist Indica. Sie bildet das Gegenteil zu Sativa. Es heißt, dass Indica einen entspannenden und auch beruhigenden Einfluss auf das Nervensystem hat. 

  3. Die Variante Hybrid
    Bei Hybrid-Formen sind Eigenschaften sowohl von Sativa als auch von Indica zu finden. 

Generell spielt es natürlich eine wichtige Rolle, wie sich die Inhaltsstoffe zusammensetzen und wie hoch konzentriert sie sind. Bei Sorgen von medizinischem Cannabis ist die Bedeutung der Zusammensetzung besonders wichtig. Sie bestimmt, wie die Sorten eingesetzt werden sollen. 

Einige Cannabisblüten sind besonders gut für medizinische Einsätze geeignet. Dazu gehören die Sorten, die wir in der folgenden Tabelle zusammengestellt haben: 

Sorte

Eigenschaften

Granddaddy Purple

  • reich an THC
  • appetitsteigernd 
  • kann bei Schmerzen helfen
  • kann bei Schlafproblemen hilfreich sein
  • kann eine beruhigende Wirkung haben

Sour Diesel

  • kann zur Energiegewinnung eingesetzt werden
  • kann eine anregende Wirkung haben
  • wird bei Depressionen eingesetzt

ACDC

  • hoher Gehalt an CBD
  • Einsatz bei Schmerzen
  • leicht psychoaktive Wirkung
  • kann bei Angstzuständen helfen 
  • Einsatz bei Entzündungen

Charlotte’s Web

  • hoher Anteil an CBD
  • geringer Gehalt an THC
  • Einsatz bei Angstzuständen
  • Einsatzbereich Epilepsie
  • kann bei Entzündungen helfen 
  • nur geringe psychoaktive Wirkung

OG Kush

  • hoher Gehalt an THC
  • kann appetitanregend wirken
  • kann bei Schmerzen eingesetzt werden
  • kommt bei Schlafstörungen zum Einsatz

Blue Dream

  • gleichmäßiges Verhältnis von CBD und THC
  • kann breit eingesetzt werden
  • Verwendung unter anderem bei Depressionen und Schmerzen
  • keine hohe Sedierung zu erwarten

Den hier genannten Varianten werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Die Wirkung kann sich bei PatientInnen dennoch unterscheiden. Daher ist es wichtig, dass vor der Einnahme ein Arzt konsultiert wird. 

Wichtig: Nebenwirkungen als Risiko

Gerade medizinisches Cannabis mit einem hohen Gehalt an THC kann eine Überdosierung mit Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu diesen Nebenwirkungen gehören Paranoia oder auch verstärkte Zustände von Angst und Panik. Die seltenen Nebenwirkungen, die hier auftreten können, sind psychoaktive Handlungen. Daher sollte medizinisches Cannabis zuerst mit einer geringen Dosis eingeschlichen werden. Dadurch wird die Gefahr von starken Nebenwirkungen reduziert. 

Aber auch bei Cannabis mit einem geringeren Gehalt an THC ist es möglich, dass Nebenwirkungen auftreten können. Unter anderem berichten PatientInnen von Mundtrockenheit und Schwindel sowie einem erhöhten Schlafbedürfnis. 

Die richtige Dosierung sowie die passende Auswahl des medizinischen Cannabis und eine regelmäßige ärztliche Kontrolle sind wichtig, um Nebenwirkungen schnell zu erkennen und die Dosierung anzupassen. 

Einnahmemöglichkeiten von medizinischem Cannabis

Die Einnahme von medizinischem Cannabis kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: 

  1. Die orale Einnahme
    Besonders weit verbreitet ist die orale Einnahme in Form von Tabletten, Öl, Tropfen oder auch Spray.

  2. Die rektale Einnahme
    Die rektale Einnahme erfolgt über den Darm. Hier wird Cannabis in Form von Zäpfchen verabreicht.

  3. Die Inhalation
    Die Inhalation kann über einen Vaporizer oder auch einen Verdampfer erfolgen. Hierfür gibt es medizinisches Cannabis als Extrakt oder als Blüten.

  4. Die vaginale Einnahme
    Schließlich gibt es auch noch die vaginale Einnahme, die ebenfalls in Form von Zäpfchen durchgeführt werden kann. 

Wie kann ich als PatientIn medizinisches Cannabis erhalten? 

Der Zugang zu medizinischem Cannabis erfolgt in Deutschland ausschließlich über approbierte ÄrztInnen. Die Grundlage für die Verschreibung stellt eine Diagnose dar. Die Diagnose muss deutlich machen, dass Cannabis hier als zusätzliche Therapieform geeignet ist. 

Bei einem ärztlichen Gespräch wird die Diagnose festgelegt und die bisherige medizinische Geschichte geprüft. Wenn diese Prüfung zeigt, dass der Einsatz von medizinischem Cannabis sinnvoll ist, kann es auf Rezept ausgestellt werden. Es handelt sich dabei um ein Betäubungsmittelrezept. Der Arzt legt fest, welches Produkt in welcher Form und Dosierung eingenommen werden soll. 

Das Produkt selbst kannst Du dann in einer Apotheke einlösen. Bedenke aber, dass nicht jede Apotheke eine Lizenz für den Verkauf von medizinischem Cannabis hat. 

Damit die Kosten für die Behandlung mit Cannabis durch die Krankenkasse übernommen wird, muss ein Antrag gestellt werden. Für diesen Antrag wird eine ärztliche Begründung benötigt. Zudem muss das Rezept eingelöst werden. Der Antrag muss nur bei der ersten Verordnung gestellt werden. 

Nachdem der Antrag bei der Krankenkasse eingegangen ist, muss diese innerhalb von zwei Wochen reagieren. Es ist möglich, dass Deine Krankenkasse von ihrem Recht für ein Begutachtungsverfahren Gebrauch macht. In dem Fall darf sie einen Zeitraum von vier Wochen benötigen, bis die Antwort auf den Antrag erfolgt. 

Ausnahme: Eine Ausnahme für die Dauer der Bearbeitung gibt es in der palliativen Versorgung der Patienten. Hier muss die Kasse den Antrag innerhalb von drei Tagen prüfen und ablehnen oder bestätigen. 

Fazit: Medizinisches Cannabis bei der Therapie von Erkrankungen

Der Einsatz von medizinischem Cannabis bei verschiedenen Erkrankungen hat sich schon seit mehreren Jahren bewährt. Es kommt vor allem zur Unterstützung bei der Therapie zum Einsatz oder dann, wenn andere Medikamente nicht die gewünschten Erfolge zeigen. Die Verträglichkeit ist immer abhängig vom Patienten, der Dosierung und der Dauer der Einnahme sowie der Diagnose. Wichtig ist eine gute ärztliche Betreuung. 

FAQ – Medizinisches Cannabis

Wenn Du medizinisches Cannabis, oder Cannabis überhaupt, konsumierst, darfst Du kein Fahrzeug führen. Grund dafür ist, dass Cannabis sich auf Deine Reaktionszeit auswirken und auch Einfluss auf Deine Koordination nehmen kann. Damit stellst Du eine Gefahr im Straßenverkehr dar.

Benötigst Du medizinisches Cannabis und möchtest Du ins Ausland reisen, braucht es etwas Vorbereitung. Erkundige Dich, wie die Regeln zu Cannabis in Deinem Reiseland sind. Bitte Deinen Arzt um eine internationale Bescheinigung, die Wirkstoff, Einnahme und Dosierung enthält. Lass Dir die Bescheinigung beglaubigen. Hier ist eine Gesundheitsbehörde die richtige Anlaufstelle. Führe die Dokumente auf Deiner Reise unbedingt mit Dir.

Ausgestellt wird das Rezept durch einen Arzt oder eine Ärztin. Beachte, dass Du einen Antrag auf Kostenübernahme bei Deiner Krankenkasse stellen musst, damit die Kosten getragen werden.

Die Einnahme kann oral oder auch rektal sowie über Inhalation erfolgen. Welche Variante Dir verschrieben wird, hängt vom Cannabisprodukt und Deiner Diagnose ab.

Bei auftretenden Nebenwirkungen sollest Du Dich immer an Deinen Arzt oder Deine Ärztin wenden. Hier wird die Dosierung geprüft. Möglicherweise ist es notwendig, diese zu reduzieren und das Produkt langsamer einzuschleichen.

* Verweist auf eine externe Webseite.

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