Sind die Autofahrer in Bayern besonders oft high? Die hohe Anzahl an Eintragungen im Fahreignungsregister findet ihre Erklärung woanders.
Die aktuelle Auswertung des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt, dass der Freistaat in dieser Hinsicht besonders heraussticht. Doch bedeuten diese Zahlen tatsächlich, dass in Bayern mehr Menschen unter dem Einfluss von Cannabis am Steuer sitzen? Eine andere Sichtweise scheint weitaus plausibler zu sein.
Im vergangenen Jahr wurden in Bayern bemerkenswerte 482 Fälle von Fahrern, die unter Cannabis-Einfluss standen, registriert. Damit ist der Freistaat für nahezu die Hälfte der bundesweit insgesamt 974 neuen Einträge im Fahreignungsregister verantwortlich. Nordrhein-Westfalen folgt, jedoch mit einem signifikanten Abstand, bei 150 Verstößen. Ist Bayern also ein Zentrum des Cannabiskonsums am Steuer? Dies ist kaum der Fall. Eine viel naheliegendere Erklärung könnte sein, dass die Größe des Bundeslandes sowie eine hohe Bevölkerungszahl typischerweise zu solchen Erhebungen führt.
Darüber hinaus verfolgt Bayern eine strikte Haltung gegenüber Cannabis und die Legalisierung, welche von der Landesregierung weiterhin abgelehnt wird. Dies dürfte der entscheidende Faktor für die hohen Zahlen darstellen. Ein Sprecher des Innenministeriums in München erklärte: „Ein wesentlicher Einflussfaktor könnte unsere konsequente Kontrollpraxis sein.“ Vergleiche mit anderen Bundesländern werden jedoch aufgrund fehlender Daten zur Kontrollintensität dort als unzulänglich erachtet.
Die strengen Kontrollen werden zudem durch die Tatsache untermauert, dass Bayern auch bei auffälligen Verstößen im Zusammenhang mit einer anderen legalen Droge, dem Alkohol, die meisten Einträge im Fahreignungsregister verzeichnet hat. Bei Alkoholverstößen führt der Freistaat die Liste mit 20.748 Meldungen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 17.104 Meldungen, jedoch ist der Abstand hier nicht so ausgeprägt. Im Bereich Geschwindigkeitsübertretungen schneidet Bayern im Vergleich besser ab, landet jedoch nur auf dem dritten Platz hinter Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Insgesamt wird deutlich, dass die hohe Verstoßquote in Bayern eher das Resultat konsequenter Kontrollen und der Bevölkerungsstruktur ist, als ein Indikator für verstärkten Cannabiskonsum hinter dem Steuer.