Der Leipziger Unternehmer Stefan Fritsch hat mit seiner Firma Grünhorn eine der größten Onlineapotheken für medizinisches Cannabis in Deutschland aufgebaut. Doch ein mögliches Verbot des Versandhandels mit Cannabis könnte das Geschäftsmodell grundlegend verändern und es vielleicht sogar ganz zum Erliegen bringen.

Politische Pläne mit Folgen für Patienten und Anbieter

Seit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken im Juli ihren Entwurf für ein neues Cannabisgesetz vorgestellt hat, herrscht in der Branche große Unsicherheit. Vorgesehen ist, dass Cannabis-Rezepte nur nach einem persönlichen Arztbesuch ausgestellt werden dürfen. Gleichzeitig soll der Onlineversand von Cannabisblüten entfallen.
„Sollte das Verbot tatsächlich kommen, wären unsere Handlungsspielräume massiv eingeschränkt“, erklärt Fritsch. Er hofft, dass die Politik die Pläne noch einmal überarbeitet und dabei den Versand von Cannabis als Medizinprodukt nicht ganz aus den Augen verliert.

Grünhorn-Gruppe: Jetzt steht eine Erfolgsgeschichte unter Druck

Fritsch ist 36 Jahre alt und gründete die Grünhorn-Gruppe im Jahr 2020. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 180 Mitarbeiter und peilt für dieses Jahr einen Umsatz von etwa 60 Millionen Euro an – rund die Hälfte davon im Versandhandel. Nach eigenen Angaben deckt Grünhorn mehr als ein Fünftel des deutschen Cannabis-Marktes ab und zählt damit zu den Marktführern.
Das Geschäft ist breit gefächert: Neben der Versandapotheke betreibt die Gruppe einen Großhandel für medizinisches Cannabis sowie einen Logistikdienstleister für Apotheken.

Fritsch selbst entstammt einer Apothekerfamilie: Seine Eltern haben die bekannte Onlineapotheke Apo-Discounter aufgebaut und später verkauft. Rechtlich ist auch Grünhorn an eine stationäre Apotheke gebunden, die als Grundlage für die Versandlizenz dient. In diesem Fall ist es die Apotheke seiner Mutter im Leipziger Paunsdorf-Center.

Es handelt sich um einen Markt in Milliardenhöhe

Die Reform der Ampelregierung, die am 1. April 2024 in Kraft trat, hatte Medizinal Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgelöst. Ärzte können seither unkomplizierter verschreiben – sogar per Videosprechstunde. Zusammen mit der Freigabe des Onlineversands führte dies zu einem rasanten Anstieg der Nachfrage, insbesondere bei Selbstzahlern.


Das Marktvolumen lässt sich nur schwer exakt beziffern, Schätzungen zufolge geht es jedoch um mehrere Hundert Millionen Euro jährlich. Allein die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen aktuell Leistungen im Wert von etwa 250 Millionen Euro – deutlich weniger als das, was privat gezahlt wird.

Kritik am Versandverbot wird laut

Viele Apotheken haben den Cannabisvertrieb in den letzten Jahren als zusätzliches Standbein entdeckt. „Ein Versandverbot würde zahlreiche Betriebe hart treffen“, warnt Christiane Neubaur, Geschäftsführerin des Verbands der Cannabis versorgenden Apotheken (CVA). Gerade spezialisierte Häuser hätten viel in diesen Bereich investiert.
Der Großhändler Cansativa geht davon aus, dass derzeit rund 3000 Apotheken in Deutschland Medizinalcannabis abgeben. Darunter befinden sich 20 bis 25 reine Versender wie Grünhorn sowie etwa 100 bis 150 weitere Apotheken, die ebenfalls ein starkes Versandgeschäft aufgebaut haben. Der größte Teil bleibt jedoch klassisch stationär.

Mögliche Folgen für Patienten

Besonders kritisch sehen Fachleute die Auswirkungen auf schwer erkrankte oder immobile Patienten. „Diese Menschen sind auf den zuverlässigen Versand durch spezialisierte Apotheken angewiesen, weil sie nicht einfach zur nächstgelegenen Offizin gehen können“, betont Neubaur.

Die politische Diskussion geht weiter

Ob das geplante Verbot tatsächlich umgesetzt wird, ist noch offen. Innerhalb der Ampelkoalition gibt es Widerstand: SPD-Politikerin Carmen Wegge stellte bereits klar, dass ihre Fraktion die aktuelle Fassung des Gesetzesentwurfs nicht mittragen werde. Fritsch setzt deshalb auf politische Unterstützung, damit der Versandhandel mit Medizinal Cannabis erhalten bleibt.

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