Die Entkriminalisierung von Cannabis zeigt spürbare Auswirkungen auf die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Ermittlungsverfahren im Bereich der Drogenkriminalität im Jahr 2024 deutlich gesunken. Gleichzeitig nehmen jedoch andere Formen der Kriminalität sowie die Zahl offener Verfahren insgesamt weiter zu – ein gemischtes Bild für die deutsche Justiz.

Cannabislegalisierung entlastet Polizei und Justiz

Seit dem Inkrafttreten der Teillegalisierung im April 2024 dürfen volljährige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bestimmte Mengen Cannabis legal besitzen und unter klar geregelten Bedingungen auch selbst anbauen. Dieses Gesetzesvorhaben, das vor allem der Entlastung von Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten dienen sollte, scheint nun tatsächlich Wirkung zu zeigen.

Laut den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2024 rund 315.000 Verfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz abgeschlossen – ein Rückgang um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2023. Damit ist erstmals seit vielen Jahren ein deutlicher Rückgang bei den Drogendelikten zu verzeichnen.

Trotz Rückgang der Drogendelikte: Mehr offene Verfahren insgesamt

Die positive Entwicklung im Bereich der Betäubungsmittelverfahren bedeutet jedoch keine generelle Entspannung für die Justiz. Parallel dazu ist die Zahl anderer offener Ermittlungsverfahren spürbar gestiegen. Insgesamt erhöhte sich der Gesamtbestand an unerledigten Verfahren im vergangenen Jahr um rund 27.400 Fälle, was einem Zuwachs von drei Prozent entspricht.

Mit etwa 950.900 offenen Ermittlungen erreichten die Staatsanwaltschaften in Deutschland sogar einen neuen Rekordwert. Zwar gingen die neu eingeleiteten Ermittlungsverfahren leicht zurück – um rund 1,4 Prozent auf 5,492 Millionen –, doch gleichzeitig sank auch die Zahl der erledigten Verfahren um 0,7 Prozent auf 5,46 Millionen. Die Folge: Trotz der Entlastung durch die Cannabisreform bleibt die Justiz stark ausgelastet.

Fachleute sehen Reform als wichtigen, aber unvollständigen Schritt

Juristische Fachverbände und Kriminologen bewerten die Entwicklung ambivalent. Einerseits zeige die Cannabisreform, dass gezielte Entkriminalisierungspolitik messbare Effekte erzielen kann. Andererseits bleibe der strukturelle Druck auf die Justiz hoch. Vor allem Personalmangel, steigende Verfahrenskomplexität und lange Bearbeitungszeiten seien weiterhin zentrale Herausforderungen.

Während also die Zahl der Drogendelikte rückläufig ist, bleibt die Arbeitsbelastung in den Justizbehörden auf Rekordniveau. Die Cannabislegalisierung hat zwar spürbar entlastet – doch sie kann die tieferliegenden Probleme im deutschen Rechtssystem nicht allein lösen.

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