Berlin. In Deutschland wächst der Markt für medizinisches Cannabis rapide, da immer mehr Patienten von der Möglichkeit Gebrauch machen, Arztverschreibungen für die Heilpflanze zu erhalten. Trotz der positiven Bewertungen durch Fachleute und einer klaren Verbesserung der Lebensqualität für viele Patienten warnt die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vor einem möglichen Missbrauch dieser Therapieform.

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ äußerte Warken Bedenken hinsichtlich der Leichtigkeit, mit der Patienten Online-Verschreibungen für medizinisches Cannabis erhalten können. Sie beschrieb den Prozess als gefährlich, insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene, die möglicherweise in Versuchung geführt werden, Cannabis als Rauschmittel zu missbrauchen. „Diese Substanz ist eine Rauschdroge und sollte nur unter strengen Bedingungen verschrieben werden“, erklärte Warken.

Der Anstieg des Verbrauchs von medizinischem Cannabis sei alarmierend. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ist der Verbrauch seit April 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 31 auf 100 Tonnen gestiegen. Für Warken gibt es einen klaren Hinweis auf Missbrauch hinter diesen Zahlen. Sie hält es für notwendig, die Online-Verschreibungen einzuschränken und plant, dies in Zusammenarbeit mit den Koalitionspartnern Union und SPD zu evaluieren, die eine umfassende Überprüfung der Legalisierung im Herbst vereinbart haben.

Von der grauen Zone zur Therapie

Die Neueinstufung von Medizinal-Cannabis erfreut sich jedoch nicht nur aufgrund der potenziellen Risiken wachsender Beliebtheit. Patienten, die früher auf den Schwarzmarkt angewiesen waren, haben nun Zugang zu qualitativ hochwertigem Cannabis über regulierte Apotheketen. David Henn, Geschäftsführer von Cannamedical Pharma, hebt hervor, dass viele Patienten, die heute legal Cannabis erhalten, zuvor illegale Quellen nutzen mussten.

Medizinisches Cannabis bietet vielversprechende Ergebnisse in der Schmerztherapie. Professor Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Leiter des Schmerzzentrums Bonn, berichtet von einem signifikanten Wandel seit Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ im Jahr 2017. Viele Patienten können durch die Anwendung von Medizinal-Cannabis schmerzlindernde Medikamente wie Opiate reduzieren oder sogar absetzen, was die Lebensqualität erheblich steigert. Laut einer Umfrage berichten über 50 % der Befragten von einer spürbaren Verbesserung.

Der Erfolg der Therapie hängt maßgeblich von der ärztlichen Unterstützung ab. Nadstawek betont, dass eine umfassende Schulung der Ärzte erforderlich ist, um Ängste abzubauen und die Verschreibungspraxis zu optimieren. „Medizinal-Cannabis ist mehr als nur eine Behandlungsmethode; es hat sich als bewährter Bestandteil der modernen Medizin etabliert“, fasst er zusammen.

In diesem Spannungsfeld zwischen dem Potenzial von medizinischem Cannabis und dem Risiko des Missbrauchs plant die Bundesregierung, die Entwicklungen in diesem Bereich sorgfältig zu beobachten und gegebenenfalls strengere Regelungen einzuführen.

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